Unter dem Vorwand „Terrorismus“ erhöht Trump den Druck

Die jüngsten US-Maßnahmen gegen Mexiko scheinen eher ein politisches Druckmittel als einfache Sicherheitsmaßnahmen zu sein.
Am vergangenen Montag aktualisierte das Außenministerium seine Reisewarnung für Mexiko: Das Land bleibt auf Stufe 2 (Erhöhte Vorsicht), sechs Bundesstaaten wurden jedoch auf Stufe 4 (Reiseverbot) eingestuft: Colima, Guerrero, Michoacán, Sinaloa, Tamaulipas und Zacatecas. Außerdem wurde eine Terrorismuswarnung hinzugefügt, die bis vor Kurzem nicht mit unserem Land in Verbindung gebracht wurde.
Die USA verstärken damit die Tendenz, bestimmte Kartelle als ausländische Terrororganisationen (FTOs) zu behandeln. Nach Ansicht der UNO, der Wissenschaft und des mexikanischen Rechts verfolgt Terrorismus jedoch politische, ideologische oder religiöse Ziele. Die meisten Kartellaktionen verfolgen jedoch wirtschaftliche Ziele: den Schutz von Routen, die Kontrolle von Gebieten, die Ausschaltung von Rivalen oder die Abschreckung von Behörden.
Es gibt Ausnahmen: den Granatenangriff in Morelia 2008, den Einsatz von improvisiertem Sprengstoff gegen Sicherheitskräfte oder die Ermordung von Kandidaten zur Beeinflussung von Wahlen. In diesen Fällen besteht die Absicht, die Bevölkerung einzuschüchtern oder Regierungsentscheidungen zu stören. Die alltägliche Gewalt folgt jedoch einer kriminellen Logik.
Im Gegensatz dazu stufen die USA jede von einer FTO verübte Gewalttat als Terrorismus ein, unabhängig von ihrer Motivation. So wird beispielsweise ein Angriff eines Kartells auf einen gegnerischen Konvoi, der in Mexiko als Mord und organisierte Kriminalität gelten würde, von den USA als Terrorismus eingestuft.
Gestern verhängte das US-Finanzministerium Sanktionen gegen vier Personen und 13 Unternehmen, die mit der Nationalen Kriminalpolizei (CJNG) in Verbindung stehen. Der Grund dafür ist der Timesharing-Betrug in Puerto Vallarta. Das Ministerium stufte den Betrug als Finanzterrorismus ein und arbeitete mit dem FBI, der DEA und dem mexikanischen Geheimdienst FIU zusammen. Die Sanktionen frieren Vermögen in den USA ein und verbieten US-Bürgern und Unternehmen, mit den Sanktionierten Geschäfte zu tätigen.
Unterdessen verzeichnet die Regierung von Präsidentin Claudia Sheinbaum interne Fortschritte. Sicherheitsminister Omar García Harfuch berichtete während seiner morgendlichen Pressekonferenz am vergangenen Montag von einem Rückgang der täglichen Mordrate um 25 %, der Schließung geheimer Labore und der Beschlagnahmung Tausender Waffen und Tonnen von Drogen. Am selben Tag lieferte Mexiko 26 weitere mutmaßliche Kriminelle an die USA aus, womit sich die Gesamtzahl in diesem Jahr auf 55 erhöht – ein Indikator für die justizielle Zusammenarbeit, der Donald Trumps Darstellung widerspricht.
Diese kombinierten Aktionen – Warnungen, Sanktionen, Anklagen und Auslieferungen – sind mehr als nur Zufall. Sie zeigen, wie Sicherheit, Kriminalität und Korruption in einer diplomatischen Strategie mit klaren politischen Zielen aus dem Weißen Haus verwoben sind. Dazu gehört die Rechtfertigung einseitiger Maßnahmen gegen Kartelle mit der Einstufung als „Terrorismus“, was den Rahmen für militärische Interventionen oder verdeckte Operationen in Mexiko unter dem Deckmantel der Selbstverteidigung schafft. In den USA wird mit einer harten Rhetorik politisch Kapital daraus geschlagen, um die Wählerbasis zu mobilisieren und vom Epstein-Skandal und innenpolitischen Problemen abzulenken. Und Mexiko wird durch Zugeständnisse in den Bereichen Einwanderung, Grenzkontrolle und Handel, auch im Rahmen des USMCA, unter Druck gesetzt.
Claudia Sheinbaum ließ sich bislang nicht einschüchtern: Sie behielt ihre Strategie und Prioritäten bei und machte deutlich, dass die Innenpolitik Mexikos nicht von den USA bestimmt wird.
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Eleconomista